Poldark - Schatten auf dem Weg by Winston Graham

Poldark - Schatten auf dem Weg by Winston Graham

Autor:Winston Graham [Graham, Winston]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2016-05-25T22:00:00+00:00


Zweites Buch

1

Als der Herbst in den Winter überging, begann Ross, entschlossen die Wirren und Ängste der Vergangenheit beiseitezuschieben und sich wieder den Aufgaben eines kleinen Guts- und Minenbesitzers zu widmen – den Aufgaben, denen er vor zwei Jahren mit Bedauern Valet gesagt hatte. Doch obwohl er damals dieses Leben nur zögernd aufgegeben hatte, gelang es ihm nicht, durch eine bloße Rückkehr zu alten Gewohnheiten wieder Freude daran zu gewinnen.

Auch seine Beziehung zu Demelza war ein wenig abgekühlt. Sie war ihm gegenüber weniger offen als früher. Es war eine merkwürdige, aber eindeutige Tatsache, dass sie seit seinem Freispruch nicht mehr lachen konnte und auch nicht mehr das alte Verständnis für ihn aufbrachte. Er versuchte mehrmals, diese unbegreifliche Distanz, die sie zwischen ihnen geschaffen hatte, zu durchbrechen, doch seine Bemühungen schlugen fehl.

Obwohl er froh und dankbar war, dass die Drohung, die der Prozess dargestellt hatte, nun nicht mehr existierte, war er doch weiterhin täglich mit der Gefahr eines Bankrotts konfrontiert. Selbst ein Verkauf seiner sämtlichen Aktien der Wheal-Leisure-Mine konnte seine Schulden nicht begleichen. Und da er ein stolzer Mensch war, hasste er Schulden jeder Art. Auch die Erinnerung an den Prozess war ihm verhasst. Aller Wahrscheinlichkeit nach war er nur aufgrund seines inneren Umschwenkens und seines Frontenwechsels im letzten Augenblick freigesprochen worden, und er verachtete sich selbst eben für dieses Umschwenken.

Einige Wochen nach der Gerichtsverhandlung schrieb ihm Verity:

Lieber Ross,

ich richte diesen Brief diesmal an Dich statt an Demelza, weil das, was ich zu sagen haben, Dich vielleicht noch mehr angeht als sie. Aber natürlich kann sie, wenn Du es wünschst, diesen Brief auch lesen.

Zunächst möchte ich Dir nochmals sagen, wie innig ich Gott für Deinen Freispruch danke – auch in Andrews Namen. Ich weiß, wie abscheulich es war, dass diese Anklage überhaupt gegen Dich erhoben wurde und dass der Freispruch deshalb nicht mehr als Dein gutes Recht bedeutete. Dennoch sind alle Deine Freunde dankbar, dass es kein juristisches Fehlurteil gegeben hat, und wir hoffen, dass die Bitterkeit, die Dein Aufenthalt im Gefängnis vielleicht in Dir hervorgerufen hat, durch diesen glücklichen Ausgang gemildert worden ist.

Als ich in Bodmin war, habe ich Francis zweimal gesehen. Das erste Mal suchte er mich in unserem Gasthof auf; und obwohl er betrunken war, hatte ich den Eindruck, dass er in der ehrlichen Absicht gekommen war, die Streitigkeiten zwischen uns zu begraben. Doch als wir schließlich auf diesen Punkt zu sprechen kamen, fand er offenbar nicht die rechten Worte und ging, ohne seine Absicht durchgeführt zu haben. Deshalb habe ich ihn nach der Verhandlung aufgesucht und nochmals mit ihm gesprochen. Diese zweite Zusammenkunft hat den Eindruck, den ich schon beim ersten Mal von ihm gewann, noch verstärkt: dass mit ihm irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Seine Bitterkeit ist erschreckend – sie erinnert mich an Deine eigene. Trotzdem ist er darin anders als Du, denn ich glaube, bei ihm muss man eher darauf gefasst sein, dass er sich selbst etwas Schlimmes zufügt als anderen.

Ich weiß, dass Ihr, Du und Francis, gestritten habt, aber ich bin ganz sicher, dass er eine Versöhnung mit Dir wünscht.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.